
So weit der Fluss uns trägt
von Shelley Read | übersetzt von Wibke Kuhn
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»Eine mitfühlende Geschichte über weibliche Widerstandskraft vor der atemberaubenden Kulisse unserer Natur – mit ihren Bäumen und Bergen und ihrem Licht.«
— The Independent
So haben die Mädels das Buch bewertet:
mit 108 Mädels gelesen
Lieblingsfigur: Victoria (Torie)
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- Lesestoff in WDR 3 über So weit der Fluss uns trägt
- kurzes Interview mit der Designerin des Covers
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Antworten von Wibke Kuhn auf unsere Fragen
Wie lange haben Sie an dem Titel gefeilt?
Mit der Titelfindung habe ich als Übersetzerin gar nichts zu tun, genauso wenig wie mit der Covergestaltung. Ganz selten (vllt 5x in meinem ganzen Übersetzerleben) haben mich LektorInnen mal gefragt, ob ich einen Vorschlag für einen Titel hätte, aber auch wenn ich fand, einen richtig tollen Vorschlag gemacht zu haben, ist er nie genommen worden. Ich muss sagen, manchmal hab ich mich durchaus geärgert, wenn das Lektorat einen Titel aus Marketinggründen unter falscher Flagge segeln ließ. Geht manchmal gut (z.B. die schlagwortartigen Titel der Millenniumserie, Verblendung-Verdammnis-Vergebung – wobei es mir in diesem Fall lieber gewesen wäre, wenn man die schwedischen O-Titel einfach übersetzt hätte – oder die ewigen roten Häuser auf den Schwedenkrimis, irgendwie scheinen sie ja doch zu ziehen), aber manchmal eben auch nicht. Die Fredriksson ist da ein gutes Beispiel, die hat zwar auch Frauenunterhaltungsromane geschrieben, aber in diesem Rahmen durchaus gute, man meinte immer zu wissen, wie die Geschichte ausgeht, und immer hat sie es geschafft, einen doch zu überraschen und den Roman viel anders ausgehen zu lassen, das war ganz selten pures Feelgood. Leider hat der Verlag allen Romanen, die ich übersetzt habe, solche fröhlich-schwedischen IKEA-Landhaus-Cover verpasst, die mit dem Inhalt überhaupt nichts zu tun hatten. Jedes Mal, wenn ich da die Belegexemplare ausgepackt habe, hat mich der Schlag getroffen, weil es an der eigentlichen Zielgruppe total vorbeiging. Die hat dann dieses Buch höchstens mal “per Zufall” in die Hand genommen. Immerhin bekomme ich die Cover neuerdings oft kurz vor Erscheinen zugeschickt, aber ich glaube, das hat eher damit zu tun, dass ich mittlerweile von den Lektoraten wirklich wahrgenommen werde. Nur glaube ich, dass sich da niemand wirklich für mein Votum interessieren würde (die Lektoren geben die Entwürfe in Auftrag, von denen auf der Lektoratskonferenz eine Auswahl getroffen wird, die sie dann wiederum auf der Vertreterkonferenz den Verlagsvertretern vorlegen, und die treffen dann die Entscheidung – 90%ige Vertriebssache also). “Go as a river” kommt übrigens auch im englischen Original drei oder vier Mal vor – das war ja der Rat von Wils Großvater, wie er sein Leben leben solle – da muss ich als Übersetzerin dann eine Möglichkeit finden, auch an jeder Stelle möglichst dieselbe Formulierung zu benutzen. Hier war das leider nicht immer möglich, ohne dass es sperrig geklungen hätte, deswegen bin ich im Deutschen mehr oder weniger stark davon abgewichen.
Was ist Ihnen von dem Buch besonders in Erinnerung geblieben?
Von der Shelley Read ist mir glaube ich der Anfang besonders in Erinnerung geblieben, die Beschreibung von dieser Stadt am Grund des Sees – ich lese in jedes Buch, dessen Übersetzung mir angeboten wird, erst mal ein paar Seiten rein, und bei “Go as a river” wusste ich schon auf der ersten Seite, dass ich dieses Buch machen MUSS. Diese stumme Momentaufnahme, wo man höchstens ab und zu einen Fisch blubbern sieht und alles mit Algen überwuchert ist, die träge im Wasser tanzen, und davon dann die Brücke zu schlagen, wie die Menschen ihr Leben lang von ihrem Geburtsort geprägt bleiben … ich finde, das hat die Autorin großartig hinbekommen. Aber auch die gesamte Atmosphäre in Iola, die wunderschöne (wenn auch leider kurze) Liebesgeschichte mit Wilson Moon und sein barbarischer Tod haben mich nachhaltig beeindruckt.Ich fand das Buch wirklich unglaublich gut (inhaltlich wie sprachlich!) und vielschichtig.
Wie suchen Sie sich die Bücher aus, die sie übersetzen?
Das mit dem Aussuchen ist so eine Sache – früher habe ich alles gemacht, was mir angeboten wurde, weil ich einfach zusehen musste, mein Geld zu verdienen. Seit ich ein Kind habe, das ich alleine ernähren muss, hat sich das noch verschärft. Das Einzige, was sich geändert hat, ist, dass mir jetzt eben von vornherein bessere Bücher angeboten werden, weil ich mir mittlerweile in Lektorenkreisen einen Namen gemacht habe.Doch meine anfängliche Wahllosigkeit hatte auch ihre guten Seiten, mal musste ich für eine Übersetzung mal eben Pokern lernen, und ich habe auch eine ungeahnte Vorliebe für Sachbücher entdeckt, die mich vorher nie so wirklich angesprochen hätten, aber durch die Recherchen lernt man unglaublich viel dazu (z.B. ein Buch über die Pille, das ich mal für Goldmann übersetzt habe, das war wirklich toll).In diesen Zeiten habe ich allerdings auch mal einen Auftrag abgelehnt (den Folgeauftrag von Krähenmädchen-Schattenschrei-Narbenkind), weil das Autoren-Duo meiner Meinung nach möglichst brutale Szenen geschrieben hat, um ja aufzufallen (in einem Kapitel wurde ein Kind totgequält, das ging mir wirklich über die Hutschnur). Leider hatte ich für alle drei Romane schon einen Vertrag unterschrieben, deswegen musste ich alle drei Bücher übersetzen. Aber die Folgeromane habe ich abgelehnt, obwohl ich für die ersten drei Romane wirklich gut Tantiemen bekommen habe.Wie gesagt, mittlerweile schau ich durchaus, ob mir der Roman zusagt. Trotzdem gibt es immer noch Fälle, in denen einfach Zeit und Geld entscheiden – ich kann es mir in meiner Situation nicht leisten, einen netten, kleinen “Pausenfüller” liegen zu lassen, weil er meinen Ansprüchen nicht genügt. Aber wie gesagt, seit ich bekannter bin, bekomme ich eigentlich fast nur noch gute Bücher angeboten.